Von der Welt lernen! Der lohnende Blick über den nationalen frühpädagogischen Tellerrand

Es ist an der Zeit, die deut­sche Früh­päd­ago­gik mit dem Blick auf das, was sich welt­weit in Kin­der­gär­ten und Krip­pen tut, zu kon­fron­tie­ren. Es geht darum, durch einen welt­wei­ten Blick inno­va­tive Argu­mente für eine glo­bale Erwei­te­rung der deut­schen Didak­tik zu sam­meln. Aus­gangs­punkt ist die typi­sche, aber fatale Posi­tion: Wir sind in der Früh­päd­ago­gik topp! Wenn wir ehr­lich sind, betrach­ten wir die in Deutsch­land gän­gige Didak­tik der Früh­päd­ago­gik als gut und gelun­gen. Wenn wir uns auf einer päd­ago­gi­schen Welt­karte posi­tio­nie­ren müss­ten, wür­den wir uns im Zen­trum der Welt ver­or­ten. Das ist typisch, aber lei­der auch fatal, da es den Blick über den Tel­ler­rand ver­baut, weil wir nicht das Zen­trum Welt sind!

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Der Blick in den deut­schen früh­päd­ago­gi­schen „Tel­ler“ geht bei mir immer durch die glo­bale Brille – ist also getrübt und eigent­lich viel­fach kon­trär – ich kann nicht anders, als aus­län­di­sche Päd­ago­gi­ken mit zu den­ken, wenn ich deut­sche Kitas besu­che. Nach Rei­sen durch mehr als 120 Län­der die­ser Erde habe ich so lang­sam eine Vor­stel­lung von der Viel­falt der Früh­päd­ago­gik Welt­weit, die ich in die deut­sche Pra­xis trage. Dabei lerne ich immer wie­der, dass es einer genauen Bin­nen­sicht bedarf, um eine (vor­sich­tige) Ein­schät­zung zur Qua­li­tät der Früh­päd­ago­gik in Deutsch­land und eines frem­den Lan­des vor­neh­men zu kön­nen. Vor­sich­tig daher, weil sich pau­schale Urteile ver­bie­ten, da sie den Dif­fe­ren­zie­run­gen nicht gerecht wer­den. Wie oft ist es mir pas­siert, dass ich vom früh­päd­ago­gi­schen Sys­tem eines Lan­des ent­setzt bin, dann aber auf eine oder meh­rere Ein­rich­tun­gen stoße, die sich sehr wohl­tu­end vom Main­stream abhe­ben. In eine sol­che Ein­schät­zung flie­ßen immer die Lebens­be­din­gun­gen der Kin­der und Fami­lien, der qua­li­ta­tive und quan­ti­ta­tive Aus­bau von Früh­päd­ago­gik und die Arbeits­be­din­gun­gen und das Enga­ge­ment der Erzie­he­rin­nen – ein nach Hat­tie (2013) wich­ti­ges Ele­ment päd­ago­gi­schen Erfolgs.

Je mehr Län­der ich bereist habe, umso schwie­ri­ger wird es, eine kurze, prä­zise und (mit­tel­fris­tig) zuver­läs­sige Ant­wort auf die Frage zu geben, von wel­chen Län­dern wir ler­nen kön­nen. Aber alle Rei­sen zei­gen deut­lich, was wir in Deutsch­land von der Welt ler­nen kön­nen. Es sind oft nur kleine päd­ago­gi­sche „Mit­bring­sel“, aber sie ver­die­nen es beach­tet zu wer­den. Die Qua­li­tät einer ein­zel­nen Ein­rich­tung oder auch eines natio­na­len Bil­dungs­sys­tems muss immer aus dem natio­na­len bzw. regio­na­len Kon­text her­aus betrach­tet wer­den. Es ist fatal, die Qua­li­tät der Früh­päd­ago­gik eines Lan­des nur nach der papier­nen Fas­sung eines früh­päd­ago­gi­schen Cur­ri­cu­l­ums zu bemes­sen. Es ist viel­mehr erfor­der­lich auch zu betrach­ten, was wirk­lich rea­li­siert wird und bei Kin­dern, Fami­lien und Erzie­he­rin­nen ankommt. Das gilt im Übri­gen auch für unser eige­nes Land. An allen Bei­spie­len wird deut­lich, dass die aktu­elle Früh­päd­ago­gik immer auch ein durch die Geschichte gewach­se­nes Kon­strukt ist. Wie gut Früh­päd­ago­gik als politisch-​​kulturell-​​soziales Gan­zes gelin­gen kann, wird am Bei­spiel der Reggio-​​Pädagogik in Nord-​​Italien deut­lich (Küp­pers /​ Römling-​​Irek 2011, S. 105). In den Anfän­gen von Reg­gio zeigt sich bereits der Ein­fluss von Frö­bel – also Deutsch­land

– und macht damit die Wan­de­rung einer päd­ago­gi­schen Idee (Küp­pers 2009) deut­lich. Ebenso wie diese für die Montessori-​​Pädagogik in Deutsch­land gilt. Es zeigt sich, dass es bei der Rea­li­sie­rung in-​​stitutioneller Früh­päd­ago­gik immer auch dar­auf ankommt, wie stark der Wunsch der Bür­ger nach Bil­dung in ihrem Selbst­ver­ständ­nis ver­wur­zelt ist und wie die öko­no­mi­sche Situa­tion des Lan­des aus­sieht. Gute Früh­päd­ago­gik erreicht nicht alle Bevöl­ke­rungs­teile

glei­cher­ma­ßen. Die natio­na­len Bil­dungs­in­itia­ti­ven errei­chen einige Eth­nien nur sehr beschränkt. Das zeigt sich beson­ders bei Natio­nen mit Urein­woh­nern (z. B. Aus­tra­lien), aber auch in Neu­see­land (Fthen­akis /​ Ober­hue­mer

2004) als moderne Nation und in Ecua­dor als roh­stoff­rei­ches Schwel­len­land. Es gibt also viele Fak­to­ren, die eine gute

Krippe oder Kita in der Pra­xis bedin­gen. Es zei­gen sich welt­weit lokale und regio­nale Ent­wick­lun­gen, die sich wohl­tu­end posi­tiv von man­gel­haf­ten frühpädagogisch-​​bildungspolitischen Min­dest­stan­dards einer Nation abhe­ben.

Diese sind sehr häu­fig auf das ent­schie­dene Enga­ge­ment Ein­zel­ner zurück­zu­füh­ren. Bei mei­nen Recher­chen zeig­ten sich vor Ort lokale und glo­bale Phä­no­mene, die ich dar­stel­len möchte, denn sie sind Aus­gang­punkte der spä­ter noch zu beschrei­ben­den Lern­as­pekte:

1. Phä­no­men: Es gibt (k)ein früh­päd­ago­gi­sches Gefälle zwi­schen Nord– und Süd­halb­ku­gel, armen und rei­chen Län­dern sowie im Bewusst­sein von armen und rei­chen Bür­gern.

Die­ser Posi­tion liegt ein schein­bar unum­stöß­li­cher Glaube an die Über­le­gen­heit der Nord­halb­ku­gel zugrunde. Dass es nicht nur den soge­nann­ten Bil­dungs­na­tio­nen gelingt, kind­ge­rechte Kitas und Krip­pen zu betrei­ben, zei­gen die Bei­spiele aus Banda Aceh (Indo­ne­sien) und Kigali (Ruanda). Es lohnt sich, auch ein „frühpädagogisch-​​interkulturelles Auge“ auf sol­che Natio­nen zu wer­fen und kleinste Ent­wick­lun­gen zur Kennt­nis zu neh­men. Des Wei­te­ren liegt Neu­see­land auf der Süd­halb­ku­gel und besitzt ein vor­zeig­ba­res und ehr­gei­zi­ges, kind– und grup­pen­zen­trier­tes Cur­ri­cu­lum. Es gibt ein früh­päd­ago­gi­sches Gefälle zwi­schen armen und rei­chen Län­dern. Als Ten­denz lässt sich fest­stel­len, dass vor allem die Qua­li­tät der staat­li­chen Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen von den öko­no­mi­schen, aber auch von den gesell­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen abhän­gen. So kann Ecua­dor als Bei­spiel dafür die­nen, dass es sich bei dem Gesag­ten tat­säch­lich nur um eine Ten­denz han­delt. In dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Land flie­ßen die Ein­nah­men

aus den Ölvor­kom­men nur zu gerin­gen Tei­len in den Sek­tor Bil­dung. Nicht jedes rei­che Land inves­tiert ent­spre­chend sei­nem Brut­to­in­lands­pro­dukt in die Früh­päd­ago­gik.

Das arme Kuba inves­tiert erheb­lich mehr in Bil­dung und hat damit im Ver­hält­nis zum rei­chen Nach­barn USA das erheb­lich bes­sere Bil­dungs­sys­tem – inklu­sive Früh­päd­ago­gik. Die­sen Vor­wurf kann man auch Deutsch­land machen, das zu wenig in sei­nen wich­tigs­ten Stand­ort­fak­tor inves­tiert. In rei­chen Staa­ten wie Dubai (VAE) und auf Hawaii (USA) spie­len die staat­li­chen Bil­dungs­ein­rich­tun­gen sogar eine unter­ge­ord­nete Rolle, denn der Staat hat sich weit­ge­hend aus der Früh­päd­ago­gik zurück­ge­zo­gen. Dort domi­nie­ren inter­na­tio­nal agie­rende pri­vate Bil­dungs­trä­ger. Früh­kind­li­che Bil­dung zeigt sich im Stadt– /​Landgefälle und führt u. a. zur Land­flucht. In allen unter­ent­wi­ckel­ten Län­dern ist eine Wan­de­rungs­be­we­gung vom Land in die Städte zu beob­ach­ten. Dabei wach­sen die

Metro­po­len unend­lich und ver­schär­fen dort die soziale, öko­no­mi­sche, medi­zi­ni­sche und Bil­dungs­si­tua­tion erheb­lich.

Das früh­päd­ago­gi­sche Bewusst­sein unter­schei­det sich bei armen und rei­chen Bür­gern. Über den Besuch eines Kin­der­gar­tens, einer Schule oder Hoch­schule ent­schei­det in den meis­ten Län­dern der Welt grund­sätz­lich das Fami­li­en­ober­haupt. Der kon­ti­nu­ier­li­che Besuch einer Bil­dungs­ein­rich­tung ist damit immer abhän­gig von den öko­no­mi­schen Gege­ben­hei­ten und Erfor­der­nis­sen – ob aktu­ell oder per­spek­ti­visch. In die­sen Län­dern haben

wohl­ha­bende Fami­lien zwar die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten, aber nicht immer das Bewusst­sein für die Bedeu­tung guter und frü­her Bil­dung. In vie­len Regio­nen der Welt müs­sen die Kin­der in das Geschäft der Fami­lie ein­stei­gen, um es spä­ter zu über­neh­men, obwohl sie anders talen­tiert und ambi­tio­niert sind. Bei gesi­cher­ten Finan­zen ste­hen den Kin­dern mehr Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung und es kön­nen pro­gres­sive Vor­stel­lun­gen von guter früh­päd­ago­gi­scher För­de­rung ver­wirk­licht wer­den. Zum Bei­spiel schi­cken wohl­ha­bende Fami­lien (etwa aus China, Viet­nam und Thai­land) ihre Kin­der in Bil­dungs­ein­rich­tun­gen nach Aus­tra­lien, in die USA oder nach Europa, damit diese dem staat­li­chen Drill und schlech­ten Ein­rich­tun­gen ent­ge­hen. Das führt teil­weise dazu, dass hoch­schwan­gere

Frauen aus die­sen Län­dern zum Geburts­ter­min in Län­der rei­sen, die den Kin­dern mit der Geburt die Staats­bür­ger­schaft ver­lei­hen. Zur rich­ti­gen Zeit am rich­ti­gen Ort gebo­ren sein. Kin­der im heu­ti­gen Japan genie­ßen vom ers­ten Tag ihres Lebens ein beson­ders hohes Maß an Auf­merk­sam­keit, Hygiene und För­de­rung.

Das zeigt sich bereits in der viel­ge­stal­ti­gen Früh­päd­ago­gik. Lei­der schließt sich daran ein regel­rech­ter schu­li­scher Drill an und das Sys­tem miss­ach­tet die Bedürf­nisse der Kind­heit. In den Elends­vier­teln der Metro­po­len (Istan­bul (Tar­la­basi) /​Türkei, Tirana /​ Alba­nien, Quito /​ Ecua­dor etc) gebo­ren zu wer­den und auf­zu­wach­sen bedeu­tet, in jeder Bezie­hung erheb­lich benach­tei­ligt zu sein. Andere Kin­der haben das Glück, dass ihr Talent von einem

Leh­rer, Mis­sio­nar oder Ent­wick­lungs­hel­fer (Rio Napo /​ Ecua­dor) ent­deckt und dann beson­ders geför­dert wird. Da die Säug­lings– und Kin­der­sterb­lich­keit in Afrika sehr hoch ist, wird der sechste Geburts­tag beson­ders gefei­ert, denn danach ver­rin­gert sich die Ster­be­wahr­schein­lich­keit deut­lich (Kap­stadt /​ Süd­afrika). Trotz­dem blei­ben der Man­gel und der Kampf ums Über­le­ben schlechte Bil­dungs­be­glei­ter, auch wenn diese Kin­der viel frü­her selbst­stän­dig sind, sich sogar als res­i­li­ent erwei­sen.

2. Phä­no­men: Weib­li­che Benach­tei­li­gung – Nicht weib­lich sein

Wel­cher Wert einer insti­tu­tio­nel­len früh­päd­ago­gi­schen Bil­dung beige­mes­sen wird, hängt zwar von den finan­zi­el­len Mit­teln einer Fami­lie ab, aber er steht auch im Zusam­men­hang mit dem Geschlecht, dem tra­dier­ten Rol­len­ver­ständ­nis von Mann und Frau. Dort, wo die Mäd­chen bereits den Haus­halt füh­ren und für die Betreu­ung der Kin­der zu Ver­fü­gung ste­hen müs­sen, kann auf staat­li­che Betreu­ungs­in­sti­tu­tio­nen ver­zich­tet wer­den. An eini­gen

Län­der­bei­spie­len (Alba­nien, Ruanda, Domi­ni­ka­ni­sche Repu­blik) wird deut­lich, dass Mäd­chen nur bedingt zu guter Bil­dung zuge­las­sen wer­den. Noch wird den Jun­gen dort der Vor­zug gege­ben und es domi­niert das Recht der Jun­gen auf Bil­dung vor Eig­nung und Leis­tung. Diese Tra­di­tion ist beson­ders im süd­li­chen Europa und auf der Süd­halb­ku­gel ver­brei­tet und zieht sich beson­ders tief durch kon­ser­va­tive Gesell­schaf­ten.

3. Phä­no­men: Res­i­li­enz – über die wich­ti­gen

Anla­gen zu ver­fü­gen

Res­i­li­enz ist die Fähig­keit, mit den Wid­rig­kei­ten des Lebens stark umzu­ge­hen. Sie ist am Rande der Gesell­schaft eine gute Anlage zum Über­le­ben im unwirk­li­chen Umfeld (Quito /​ Ecua­dor, Banda Aceh /​ Indo­ne­sien). Kin­der leben und ler­nen auch unter schlech­tes­ten Bedin­gun­gen. Was in die­sem Umfeld ver­mit­telt wird, hat wenig mit Schul­wis­sen zu tun, aber es macht Kin­der stark. Aller­dings reicht Res­i­li­enz nicht oder nur sel­ten für eine gelin­gende Bil­dungs­bio­gra­fie. Stra­ßen­kin­der in allen Metro­po­len welt­weit bewei­sen jeden Tag aufs Neue, dass sie in der Lage sind, mit Cle­ver­ness zu über­le­ben und gege­be­nen­falls auch für eine Fami­lie oder für die Gang zu sor­gen. Sie träu­men von einem regel­mä­ßi­gen Schul­be­such, aber nur wenige schaf­fen es, von ihrem gerin­gen Ein­kom­men etwas für Bil­dung abzu­zwei­gen. Sie sind viel­fach Auto­di­dak­ten und es ist fatal, diese Kin­der von Bil­dung aus­zu­schlie­ßen.

4. Phä­no­men: Eth­nien und Bil­dungs­be­wusst­sein

Ein Roma-​​Kind hat in der Regel schlech­te­Bil­dungs­aus­sich­ten (Kosovo, Albanien).Maori– und poly­ne­si­sche Kin­der wer­den ander­san Bil­dung her­an­ge­führt als die Kin­der­der Upper­class von Hawaii und Brook­lyn. Die

Kin­der die­ser Gesell­schaf­ten wer­den gemäß ihrer Sozia­li­sa­tion in ein mehr oder weni­ger rigi­des Kor­sett des­sen gepresst, was in die­ser Eth­nie bzw. die­ser Schicht an früh­päd­ago­gi­scher Bil­dung ‚ange­sagt‘ ist. Die Roma-​​Familien zie­hen ihre Kin­der ohne Kin­der­gar­ten auf, sind „tole­rant“ und las­sen ihre Klein­kin­der rau­chen und brin­gen schon Kleinst­kin­dern bei, zu bet­teln. Dem gegen­über steht der fest getak­tete Tages­plan eines Kin­des der New

York Upper­class, das einen Ter­min­pla­ner braucht, um alle täg­li­chen Ter­mine wahr­neh­men zu kön­nen. Für poly­ne­si­sche und die Kin­der aus­tra­li­scher Urein­woh­ner ist der Bezug zu den Mythen ihrer Vor­fah­ren unab­ding­bar

mit dem eige­nen Leben ver­bun­den. Bil­dungs­zeit bekom­men: Das „Bild vom Kind“ impli­ziert in Bil­dungs­ge­sell­schaf­ten unter ande­rem auch den Fak­tor Zeit, den wir dem Kind geben, um an Bil­dung teil­zu­ha­ben.

Für das Kind öff­net sich von Geburt an jeden Tag ein klei­nes Bil­dungs­uni­ver­sum und es erwirbt jeden Tag ein klei­nes Stück mehr vom gro­ßen „Welt­wis­sen“. Die Früh­päd­ago­gik hat den Fak­tor Zeit als bedeut­sam the­ma­ti­siert, da es für das Über­le­ben von Bil­dungs­ge­sell­schaf­ten von ent­schei­den­der Bedeu­tung ist, wie opti­mal wir die Lern­zeit für Kin­der gestal­ten. Kind­heit ist in den meis­ten Gesell­schaf­ten eine für Eltern frei ver­füg­bare Zeit auf die das Kind kein Anrecht hat und deren Inhalte von den Eltern bestimmt wer­den. Der Kin­der­gar­ten in unse­rem Sinne exis­tiert nicht als eigens kon­zi­pierte Spiel– und Bil­dungs­ein­rich­tung. In den meis­ten früh­päd­ago­gi­schen Sys­te­men wird ein­fach die Schule mit einem leicht ver­än­der­ten Cur­ri­cu­lum vor­ge­zo­gen. Das heißt, dass je nach Nation /​ Region die Schule schon mit vier (K1 /​ K2 Hawaii /​ USA) oder erst mit sie­ben Jah­ren (Island) oder nur dann, wenn es die fami­lia­len Umstände erlau­ben (Afrika), beginnt. Die Bedeu­tung des freien Spiels, das wir in Deutsch­land als selbst­ver­ständ­li­chen und wich­ti­gen Teil der Früh­päd­ago­gik betrach­ten, ist in den meis­ten Natio­nen sehr begrenzt, orga­ni­siert und struk­tu­riert. In eini­gen Län­dern erhält es zudem eine teil­weise sehr reli­giöse Aus­rich­tung (Laos, Thai­land, Indo­ne­sien, Dubai) oder ist zeit­lich unver­bind­lich (Nami­bia, Kenia), je nach­dem ob es die Fami­li­en­si­tua­tion zulässt.

Die sub­jek­tive Sicht der Dinge. Hat ein Staat ein inno­va­ti­ves früh­päd­ago­gi­sches Cur­ri­cu­lum rea­li­siert, dann bedeu­tet das nicht auto­ma­tisch, dass alle gesell­schaft­li­chen Grup­pen davon pro­fi­tie­ren. Maori– und Aborigine-​​Kinder

(Neu­see­land, Aus­tra­lien) wach­sen zur­zeit immer noch benach­tei­ligt auf, weil in die­ser Volks­gruppe Bil­dung im Sinne einer Fort­schritt­ge­sell­schaft völ­lig anders gese­hen wird. In Gesell­schaf­ten, in denen ein inno­va­ti­ver cur­ri­cu­la­rer Kon­sens des­sen herrscht, was Früh­päd­ago­gik leis­ten soll, und in denen Eltern die­sen Instan­zen zuar­bei­ten, wird die sub­jek­tive Sicht auf die Früh­päd­ago­gik abge­löst von einem kol­lek­ti­ven Kon­sens.

Zwi­schen­er­kennt­nis

Die skiz­zier­ten Phä­no­mene machen deut­lich, dass es glo­bal sinn­los und auch unmög­lich ist, die „beste Kita“ oder das beste früh­päd­ago­gi­sche Sys­tem zu benen­nen. Aus den oben genann­ten Phä­no­men erge­ben sich aller­dings inter­es­sante Aspekte, die eine (deut­sche) früh­päd­ago­gi­sche Didak­tik sinn­voll erwei­tern könn­ten. Die in den (Klam­mern) genann­ten Län­der­bei­spiele zu den jeweils umris­se­nen Pro­ble­men oder Lern­as­pek­ten lie­gen als Bei­träge in „klein&groß Hef­ten“ vor. Wir kön­nen von der Welt viel ler­nen z. B.:

  • Enga­ge­ment, Ein­fach­heit, Demut, Gelas­sen­heit und Leich­tig­keit. Bei­spiele: Das Gehalt kommt nicht (Para­guay, Kongo, Ukraine), ein Sturm hat die Kita zer­stört (Indien), Hoch­was­ser ver­hin­dert den Besuch der Kin­der und Kol­le­gen (Laos) u. v. m. – das heißt, der Pro­blem­ber­gist groß und Lösun­gen sind nicht inSicht. Die Räume, räum­li­che Aus­stat­tung und­die vor­han­de­nen Spiel– und Beschäf­ti­gungs­ma­te­ria­li­en­so­wie Lehr– und Lern­mit­tel sind­viel­fach sehr ein­fach. Hier ist es erstaunlich,wie krea­tiv Kin­der und Mitarbeiter/​innen den­päd­ago­gi­schen All­tag gestal­ten. Die Kol­le­gin­nen­ha­ben gelernt aus wenig viel zu machen.Uns im rei­chen Wes­ten bleibt da nur die ggf.hohe Nase zu sen­ken, die abwer­tende Mei­nungzu kor­ri­gie­ren und Schritt für Schritt den­Pro­blem­berg zu bestei­gen.

• Die rela­tive Bedeu­tung von Päd­ago­gi­ken.

In vie­len Län­dern Euro­pas und welt­weit sind Päd­ago­gi­ken (Mont­ess­ori, Reg­gio, Wal­dorf etc.) nur punk­tu­ell bekannt. Hier domi­nie­ren natio­nale Cur­ri­cula oder tra­di­tio­nelle Erzie­hungs­vor­stel­lun­gen des Stam­mes oder der Eth­nie. Die Erzie­hung gelingt im Sinne der Kul­tur des Vol­kes. In Afrika sagt man: „Zur Erzie­hung eines Kin­des bedarf es eines gan­zen Dor­fes“. Und in einem Dorf ist die Erzie­hung sel­ten ein­heit­lich – für uns also ein unver­zeih­li­cher Bruch, ein Tran­si­ti­ons­pro­blem, das es zu ver­mei­den gilt. Von daher rela­ti­vie­ren sich west­li­che päd­ago­gi­sche Über­zeu­gun­gen und wir ler­nen, dass es gilt sich und seine päd­ago­gi­sche Über­zeu­gung weni­ger wich­tig zu neh­men.

• Enga­ge­ment und Ent­schei­dungs­freu­dig­keit ver­setzt Berge.

In vie­len Län­dern sind­die öko­no­mi­schen, admi­nis­tra­ti­ven und bil­dungs­po­li­ti­schen­Pro­bleme in den Ein­rich­tun­gen­ge­wal­tig. Die Kol­le­gin­nen dort haben­ge­lernt unor­tho­dox und schnell Dinge zu entscheiden.Wer das kann, hat große Vorteile.Zudem ver­langt es das Tages­ge­schäft, vie­le­Dinge ziel­ge­rich­tet wie auch taktisch/​strategischzu ent­schei­den und dabei die sozia­len­Struk­tu­ren zu beden­ken. Wei­ter­hin kön­nen­wir ler­nen, selbst­ver­ständ­lich Ver­ant­wor­tungzu über­neh­men und schnell einen neu­en­Weg ein­schla­gen, wenn der Alte nicht begeh­ba­rist (Odessa/​Ukraine).

• Kämp­fen mit und für Kin­der.

Die Kin­der­rechte, wie wir sie ken­nen, gibt es in den meis­ten Län­dern die­ser Welt nur auf dem Papier. Zwar haben nahezu alle Natio­nen die Kin­der­rechts­kon­ven­tion unter­zeich­net, sind aber von deren Rea­li­sie­rung weit ent­fernt. Eltern, Kin­der und Lehr­kräfte müs­sen oft­mals bereits für ein­fa­che Dinge kämp­fen. Wenn die Bedin­gun­gen nicht stim­men, dann ler­nen die Eltern und Päd­ago­gin­nen sich für die Rechte der Kin­der ein­zu­set­zen. Das Recht auf früh­kind­li­che Bil­dung ist in den wenigs­ten Län­dern außer­halb der Indus­trie­na­tio­nen selbst­ver­ständ­lich. Zwar sind die bekann­ten inter­na­tio­na­len Ver­träge wie UN-​​Menschenrechts– und Kin­der­rechts­kon­ven­tion von der Mehr­zahl der Staa­ten rati­fi­ziert, aber die Rea­li­tät sieht voll­kom­men anders aus. Dort kommt nur eine kleine und pri­vi­le­gierte Kin­der­zahl in den Genuss guter Bil­dung mit inter­na­tio­na­len Stan­dards.

• Grenz­er­fah­run­gen rela­ti­vie­ren und pola­ri­sie­ren.

Wer in und mit den Extre­men den päd­ago­gi­schen All­tag hat bestrei­ten müs­sen, rela­ti­viert die Unzu­läng­lich­kei­ten in West­eu­ropa sehr schnell. Wenn sich die Kin­der in Afrika jedes Mal sicht­lich dar­über freuen, wenn sie den Licht­schal­ter betä­ti­gen und die Lam­pen wirk­lich zu leuch­ten begin­nen, zei­gen sich West­eu­ro­päer über die­ses Ver­hal­ten eher befrem­det und amü­siert. Oder wenn sich Kin­der freuen, wenn sie zur Schule gehen dür­fen, fin­den wir das weit­ge­hend selt­sam.

• Die Bewer­tung der Bil­dung in einer Eth­nie oder Volks­gruppe aus der Geschichte.

Bei Paläs­ti­nen­sern und Juden sind die Erfah­run­gen aus Ver­fol­gung und Ver­trei­bung so prä­gend, dass die Bedeu­tung von Bil­dung für Mäd­chen und Jun­gen oberste Prio­ri­tät erhält (Israel, Jor­da­nien, Paläs­tina). Bil­dung ist dort etwas, dass jede Flucht und Ver­trei­bung über­dau­ert. Dahin­ter steht auch ein ent­spre­chen­des reli­giö­ses und poli­ti­sches Welt­bild, das zwangs­läu­fig Bil­dung auf­wer­tet.

• Zuviel Tech­nik und Kom­fort ver­hin­dert Ein­fach­heit. Kin­der exklu­si­ver Kitas lei­den­un­ter dem Druck, dass sie bei­spiels­wei­sekeine Zeit mehr zum freien Spiel haben(Hongkong, New York, Rio de Janeiro). Dieim­mer neu­este mediale Aus­stat­tung der Kin­der­zim­mer­über­steigt die des Grup­pen– und­Klas­sen­raums bei wei­tem. Da die Eltern fürihre Kin­der immer nur das schein­bar Bes­te­wol­len, las­sen sich beson­ders kom­mer­zi­el­le­Ki­tas viel ein­fal­len, um ent­spre­chend aus­ge­rich­te­teEl­tern ‚abzu­grei­fen‘. Der Unter­neh­mer­Ar­thur Fischer ist ein welt­weit aner­kann­ter­Er­fin­der mit unzäh­li­gen Paten­ten (Fischer-​​Dübel) und gro­ßer Erfah­rung als Personalentwickler.Als Erfin­der sei er immer Kind­ge­blie­ben – sagt er von sich selbst. Er ver­sucht­die Phan­ta­sie und tech­ni­sche Krea­ti­vi­tätder Kin­der mit sei­nen Fischer-​​TechnikBaukästen zu unter­stüt­zen. Für ihn ist bei allen­tech­ni­schen Fines­sen, eine Erfin­dung genial,wenn sie mit ihrer Ein­fach­heit über­zeugt­wie z. B. die „Büro­klam­mer“. Bei allem tech­ni­schen­Wan­del sollte aber unbe­dingt dasRecht des Kin­des auf Kind­heit mit Spiel und­Bil­dung akzep­tiert wer­den.

• Die Kom­mer­zia­li­sie­rung der Früh­päd­ago­gik wird welt­weit zuneh­men.

Das gilt beson­der­san exklu­si­ven Stand­or­ten mit einer­ent­spre­chend finanz­star­ken Elternklientel.Wenn mit pädagogisch-​​exklusiven Ange­bo­ten­Geld ver­dient wer­den kann und ein Markt­vor­han­den ist bzw. geschaf­fen wer­den kann,dann wird sich die­ser eta­blie­ren. Das bedeu­te­t­un­wei­ger­lich Wett­be­werb, der zu einer­Schief­lage in der Früh­päd­ago­gik füh­ren kann(Shenzhen, New York, Neu­see­land). Neu­see­land­nimmt bereits jetzt mehr durch Bil­dungs­ein­rich­tun­gen­ein, als durch irgend­ei­nen­an­de­ren Wirt­schafts­sek­tor.

• Poli­ti­scher Wille für eine gute Früh­päd­ago­gik.

Ein gutes Bei­spiel ist Kuba. Das Land ist durch Miss­wirt­schaft und die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schafts­blo­ckade nur mit gro­ßen Anstren­gun­gen in der Lage, sei­nen Kin­dern eine gute Bil­dung zu geben – aber es gelingt den­noch erstaun­lich gut (Kuba). Der rei­che, große und mäch­tige Nach­bar USA dage­gen schafft es nicht, sei­nen Kin­dern gute Bil­dungs­ein­rich­tun­gen zu bie­ten. In den USA ist die Analpha­be­ten­rate erheb­lich höher als in Kuba. Wenn in Israel ein Wohn­ge­biet (Israel) ent­steht, wer­den als ers­tes Kin­der­gär­ten und Schu­len gebaut. In Deutsch­land kom­men Kin­der­gär­ten irgend­wann ein­mal dazu, falls dann Bedarf ist.

• Die Ver­bin­dung von Bil­dung und Ernäh­rung.

In vie­len Län­dern (u. a. Gam­bia) sind Kin­der nur zu errei­chen, wenn es in den Kin­der­gär­ten kos­ten­lo­ses Essen gibt, denn dann ent­las­ten sie den Geld­beu­tel der Eltern erheb­lich und dür­fen die Ein­rich­tung besu­chen. Wäh­rend wir uns Gedan­ken machen, wel­che Ernäh­rung für Kindergarten-​​Kids die Beste ist und wie wir das Über­ge­wicht bekämp­fen, ist dies in den meis­ten Län­dern eine Frage der wirt­schaft­li­chen Mög­lich­kei­ten (China).

• Das rich­tige Maß an emo­tio­na­ler Zuwen­dung.

In vie­len Län­dern gibt es zwar rudi­men­täre Bil­dung, diese wird aber in einem lieb­lo­sen und oft­mals angst­be­setz­ten Kon­text, d. h. mit Prü­gel und vie­len Stra­fen ver­mit­telt. In Asien (Japan, Korea, China, etc) ist Druck (Bsp. Tiger-​​Mama) ein wesent­li­ches Mit­tel zur Errei­chung von Lern­zie­len. In ande­ren Län­dern (Spa­nien) wer­den Kin­der so über­trie­ben gelobt, geliebt, expo­niert und ver­wöhnt, dass es ver­stö­rend ist. Diese Extreme fokus­sie­ren uns auf das rich­tige Maß der Zuwen­dung.

• Früh­kind­li­che Bil­dung und die Aus­bil­dung, Bezah­lung und Arbeits­be­din­gun­gen des Fach­per­so­nals.

Die Aus­bil­dung des Fach­per­so­nal­sin der Früh­päd­ago­gik diver­giert extrem​.Es gibt Län­der, da ist das Per­so­nal nicht nur­nicht aus­ge­bil­det, son­dern hat nur den lan­des­ty­pi­schen­Schul­ver­lauf auf­zu­wei­sen. Das sin­doft vier Jahre max. Schul­be­such (Kongo, Gambia,Laos etc). Diese Kräfte kön­nen lesen,schreiben und rech­nen, und die­ses Wis­sen geben­sie – so gut sie kön­nen – wei­ter. Eine Aus­bil­dung­für die Früh­päd­ago­gik gibt es in vie­len­Län­dern der Welt (noch) nicht (Marokko). Nurin den Haupt­städ­ten und Wirt­schafts­me­tro­po­lens­ind Aus­nah­men zu fin­den. I. d. R. wer­den

Fach­kräfte aus dem Aus­land enga­giert (Dubai, Sene­gal etc). Eine regel­mä­ßige und leis­tungs­ge­rechte Bezah­lung des päd­ago­gi­schen Per­so­nals ist sel­ten und fällt in die Belie­big­keit der Poli­tik (Ukraine). Von daher ver­kau­fen die

Ehe­frauen der Päd­ago­gen an die Kin­der Essen, Süßig­kei­ten etc. Nor­ma­li­tät ist das War­ten auf das Gehalt (Kongo, Para­guay), Zusatz­ver­dienste durch Zweit– und Dritt­jobs (Gam­bia, Indo­ne­sien oder Vor­ge­setzte haben sich mit den

Gehäl­tern gan­zer Schu­len aus dem Staub (Kongo) gemacht. Es gibt sogar Lehr­kräfte, die haben gemein­sam mit den Kin­dern und ande­ren Dorf­be­woh­nern eine Vor– und/​oder Grund­schule gebaut (Togo).

• Nicht behin­dert sein.

Die Bedeu­tung inklu­si­ver Päd­ago­gik ist welt­weit ganz unter­schied­lich ange­kom­men. In den meis­ten Län­dern hat der Begriff und die The­ma­tik keine Bedeu­tung – und erst Recht nicht in unse­rem Sinne. Wenn behin­derte Kin­der Glück haben, dann dür­fen sie in den Ein­rich­tun­gen mit­lau­fen. Ansons­ten wer­den sie viel­fach aus­ge­grenzt, da die logis­ti­schen Bedin­gun­gen ein­fach nicht gege­ben sind. Diese Kin­der kön­nen keine wei­ten Wege gehen, rudern oder trans­por­tiert wer­den.

• Bes­sere Betreu­ungs­schlüs­sel, d. h. Indi­vi­dua­li­tät ver­sus Kol­lek­ti­vi­tät.

Wer sich in dieNähe einer Dorf­schule und/​oder eines Kin­der­gar­tens­be­gibt, der hört bereits aus der Fer­ne­die Viel­zahl der Kin­der­stim­men. In vie­len Län­dern­hö­ren wir aller­dings die Kin­der im Chor­Zah­len, Buch­sta­ben oder sons­ti­gen Unter­richts­stoff­nach­spre­chen. Oft­mals sind die Kin­der­grup­pen­über 50 Kin­der groß und die Ein­rich­tun­gen­ver­fü­gen nicht ein­mal über eine Mini­mal­aus­stat­tung (Tafel, Stifte, Papier, Tische und Sitze). Indi­vi­du­elle För­de­rung ist hier­gänz­lich unbe­kannt, nicht gewollt und sogar­für den Ein­zel­nen fatal (Malawi). In den Indus­trie­staa­ten­da­ge­gen ver­neh­men wir den­Lärm kind­li­chen Spiels und krea­tive Stille.

• Der Trend, Kin­der frü­her mit Schule anstatt mit eige­ner Früh­päd­ago­gik zu för­dern nimmt zu. Ursa­che dafür ist das englisch-​​amerikanischeBildungssystem – ein viel zu oft expor­tier­tes­Ne­ga­tiv­bei­spiel. Aus die­sen Bil­dungs­na­tio­nen­stammt die Mär, dass es gut ist, Kin­der bereits­sehr früh in ein schu­li­sches Sys­tem zu integrieren.Selten gelingt es dar­aus gute­Kom­bi­na­tio­nen aus Spiel und Bil­dung zu kreieren(Gibraltar, Groß­bri­tan­nien, Nie­der­lande).

Fazit

Der glo­bale päd­ago­gi­sche Blick über den Tel­ler­rand darf nicht klas­sisch ver­klärt sein, son­dern neu­gie­rig, selbst­ver­ständ­lich, ana­ly­tisch und ler­nend. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Früh­päd­ago­gik ande­rer Län­der ermög­licht einen pro­fes­sio­nel­len Para­dig­men­wech­sel. Damit ver­än­dern sich alte Ein­stel­lun­gen und neue Posi­tio­nen wer­den glei­cher­ma­ßen beweg­li­cher. Mit der Zeit wird die Posi­tion und Sicht nicht folk­lo­ris­tisch idea­li­siert, viel­mehr ent­steht eine selbst­ver­ständ­li­che und dau­er­haft suchende Neu­gierde. Diese ist ana­ly­tisch, beja­hend und ler­nend im Sinne von lebens­lan­gem Ler­nen, Inno­va­tio­nen suchend. Die oben skiz­zier­ten Phä­no­mene und die dar­aus resul­tie­ren­den Aspekte zei­gen deut­lich, dass es keine all­ge­mein gül­tige Aus­sage geben kann, wel­che Früh­päd­ago­gik welt­weit beson­ders zu beach­ten ist, denn aus vie­len Län­der­bei­spie­len las­sen sich sehr viele sinn­volle Aspekte iso­lie­ren. Das erfor­dert den selbst­ver­ständ­li­chen Blick über den viel zitier­ten „Tel­ler­rand“. Dazu müs­sen wir uns im deutsch­spra­chi­gen Raum die Mühe machen, viele früh­päd­ago­gi­sche Bei­spiele welt­weit zu sich­ten, um dar­aus geeig­nete qua­li­ta­tive Impulse zu erhal­ten. Unsere Sicht der Früh­päd­ago­gik erhält eine neue Dimen­sion – welt­wärts.

Mit die­ser zusätz­li­chen Sicht wären wir gut gerüs­tet für eine inno­va­tive Früh­päd­ago­gik, die die Her­aus­for­de­run­gen des drit­ten Jahr­tau­sends offen annimmt – der Kin­der wegen!

Horst Küp­pers

Lite­ra­tur

Fthen­akis, E. W. /​ Ober­hue­mer, P. (2004): Früh­päd­ago­gik inter­na­tio­nal – Bil­dungs­qua­li­tät im Blick­punkt. Wies­ba­den: VS Ver­lag für Sozi­al­wis­sen­schaf­ten

Hat­tie, J. (2013): Ler­nen sicht­bar machen. Balt­manns­wei­ler: Schnei­der Ver­lag.

Küp­pers, H. (2009): Lebens­orte gestal­ten. Die Reggio-​​Pädagogik von Frö­bel beein­flusst, in: klein & groß 4, S. 8 – 10

Küp­pers, H. (2008): Zeit­ge­mäße Bil­dung – Zwei­spra­chige Erzie­hung als Bil­dungs­auf­trag – Anfor­de­run­gen an die Aus­bil­dung von Erzie­hern. In:KiTa-Spezial 1, S. 3638

Küp­pers, H. (2009): Erzie­her­netz­werk für Europa. In: Theo­rie und Pra­xis der Sozi­al­päd­ago­gik 5, S.3437

Küp­pers, H. (2009): Fach­schu­len mit Euro­pa­schwer­punkt – Prak­ti­kum in sozi­al­päd­ago­gi­schen Ein­rich­tun­gen ande­rer Län­der. In: Theo­rie und Pra­xis der Sozi­al­päd­ago­gik

Küp­pers, H. /​ Römling-​​Irek, P. (2011): Die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Welt – Pra­xis und Theo­rie der reg­gia­ni­schen Pro­jekt­ar­beit. Trois­dorf: Bil­dungs­ver­la­gEINS

Küp­pers, H. (2012): Europa-​​ErzieherInnen: Fit und gefragt auf dem Arbeits­markt. In: Erzie­hung und­Wis­sen­schaft Schleswig-​​Holstein 5, S. 10

Küp­pers, H. (2013): Eine Reise durch die Kitas in aller Welt. Was Deutsch­land von ande­ren Ler­nen kann. Wein­heim: Beltz Ver­lag.

Trut­schel, C. (2012): Erzie­her für Europa. In: Kie­ler Nach­rich­ten – Jour­nal, 05.05.2012

Wei­ter­füh­rende Links

UNESCO: Early Childhood Care and Edu­ca­tion

http://​www​.unesco​.org/​n​e​w​/​e​n​/​e​d​u​c​a​t​i​o​n​/​s​treng

thening-​​education-​​system/​early-​​childhood/​.

UNICEF: Early Childhood,

http//www.unicef.org/earlychildhood/index_3870

.html.

Bil­dungs­in­ter­na­tio­nale (2006) Erklä­rung zur Qua­li­tät

der früh­kind­li­chen Bil­dung

http://​www​.gew​.de/​B​i​n​a​r​i​e​s​/​B​i​n​a​r​y​28027​/​BI_GE

W-deu-2.pdf

Horst Küp­pers

OStR Koor­di­na­tion der

Euro­pa­klas­sen für Erzie­her und Erzie­he­rin­nen

Elly-​​Heuss-​​Knapp-​​Schule

(Euro­pa­schule) in Neu­müns­ter

Email: ho.​kueppers@​web.​de

Web­site: www​.kuep​pers​-info​.de